Icon Mädesüß
Wirkstoffe

Mädesüß
(Spiraea ulmaria)

Spiraea ulmaria enthält den Wirkstoff Salicylsäure und steht als Namensgeberin für Aspirin (Acetylsalicysäure). Aufgrund ihrer entzündungshemmenden, fiebersenkenden und schmerzstillenden Wirkung wir die Wiesekönigin eingesetzt bei entzündlichen Gelenkschmerzen, Verdauungsstörungen, Wassereinlagerungen, fiebrigen Infekten und Kopfschmerzen bzw. Migräne.

Weitere Namen von Mädesüß

Spiraea ulmaria, Spirstaude, Filipendula ulmaria, Spierstaude, Rüsterstaude, Wiesengeißbart, Wiesenkönigin, falscher Holler

Wichtige Inhaltsstoffe von Mädesüß

Spiraeosid, Salicylsäureverbindungen (Phenolgylkoside), Flavonglykoside, ätherische Öle

Aussehen von Mädesüß

Das Mädesüß ist eine mittelhohe Wiesenpflanze mit einem geraden Stängel, der sich zu den Blüten hin verzweigt. Die unteren Blätter haben längere Stiele, die oberen sitzen eng am Hauptstiel. Die Blätter sind fein gezähnt und drei- bis fünffingrig. Die kleinen weißen fünfblättrigen Blüten sitzen eng zusammen in sogenannten Trichterrispen (Spirren) am oberen, verzweigten Ende des Stiels. Aus ihnen werden Kapseln mit spiraliger Prägung, die die Samen des Mädesüß enthalten.

Verbreitung von Mädesüß

Spiraea ulmaria ist in ganz Mittel- und Nordeuropa sowie den nördlichen Teilen Südeuropas verbreitet. Auch in den nördlichen Teilen Russlands und Asiens ist das Mädesüß auf gemischten Wiesen sowie an Bachläufen und in Auswäldern anzutreffen. Die Pflanze liebt feuchte Böden und sonnige bis halbschattige Standorte.

Heilkraft und Anwendung von Mädesüß in der Naturheilkunde

Spiraea ulmaria wirkt entzündungshemmend, fiebersenkend und schmerzstillend. Die Pflanze wird unter anderem eingesetzt bei
  • entzündlichen Gelenkschmerzen (Arthritis), wie z.B. rheumatoider Arthritis, Gicht, Psoriasisarthritis, …
  • Magenbeschwerden, Verdauungsstörungen
  • Wassereinlagerungen (Ödeme)
  • Erkältungskrankheiten mit Fieber
  • Kopfschmerzen/Migräne

Interessante Fakten zu Mädesüß

Bei Salicin handelt es sich um Salicylsäure, die mit einem Zuckerrest (Glucose) verestert ist. Während im Körper die Spaltung der Esterbindung im Darm und die Oxidation des entstehenden Alkohols Saligenin (zu Salicylsäure) in der Leber vonstattengeht, konnte Piria die Umwandungsschritte im Labor durchführen. Etwa zeitgleich isolierte der Schweizer Apotheker Johann Samuel Friedrich Pagenstecher aus Mädesüß ein öliges Extrakt, das ebenfalls gegen Fieber und Schmerzen wirken sollte. In diesem konnte das Labor in Paris um Dumas ebenfalls die verwandte der durch Piria extrahierten Salicylsäure (nach dem Gattungsnamen des Mädesüß auch als Spiersäure bezeichnet) nachweisen.

Mitte des 19. Jahrhunderts gelang Hermann Kolbe der nächste große Schritt. Nachdem er 1851 mit nur 33 Jahren als Professor für Chemie an die Marburger Universität berufen wurde, übernahm er das Labor von Robert Wilhelm Bunsen. Dort beschäftigte er sich unter anderem mit der chemischen Herstellung pflanzlicher Wirkstoffe im Labor. Einer der ersten Durchbrüche auf diesem Feld gelang ihm wenige Jahre später mit der Synthese von Salicylsäure. Nach seinem Ruf an die Universität Leipzig setzte er dort seine Forschung fort. In der Folge gründeten sich ab den 1870er Jahren mehrere Fabriken, die Salicylsäure herstellten und vermarkteten. Neben der innerlichen Einnahme bei Fieber, Schmerzen und Infektionen wurde es auch äußerlich zur Behandlung von Wunden und als Handdesinfektionsmittel empfohlen. Bei der innerlichen Anwendung der Salicylsäure zeigten sich bald jedoch erhebliche Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt, sodass der erwartete große Erfolg ausblieb. Viele glaubten dennoch an das Potential der Salicylsäure.

Ende des 19. Jahrhunderts gelang dem jungen Chemiker Felix Hoffmann in den Bayer-Werken im Rheinland die Herstellung einer abgewandelten Form der Salicylsäure: der Acetylsalicylsäure (ASS). Diese zeigte in den anschließenden klinischen Testungen ebenso positive Wirkung auf Entzündungen, Schmerzen und Fieber bei deutlich geringeren Nebenwirkungen. 1899 lässt die Firma Bayer den Wirkstoff unter dem Handelsnamen Aspirin® (ein Kunstwort aus A– für Acetyl-, –spir– für die Spiersäure (=Salicylsäure), angelehnt an das Mädesüß und –in als Suffix) ins Register des Kaiserlichen Patentamts Berlin eingetragen. Heute gibt es kaum einen Menschen, der den Markennamen Aspirin® nicht kennt. Im Jahr 2024 feiert Aspirin® 125-jähriges Jubiläum – und der Erfolg dauert an.

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